«Kosten sparen» gelingt auch ohne neue Gesetze

Die Medikamentenkosten zu Lasten der Grundversicherung haben einen neuen Höchststand erreicht. Sie beliefen sich 2020 auf rund CHF 7.7 Mia. Es gibt durchaus Einsparpotential, nicht nur bei der Preisbildung neuer Medikamente, sondern auch im patentabgelaufenen Bereich und zwar bei den sogenannten Biosimilars. Biosimilars stehen den Originalen punkto Wirksamkeit und Sicherheit in nichts nach, sind aber viel günstiger. Bis Ende 2020 waren in der Schweiz 31 Biosimilars für den Gebrauch zugelassen. Der Marktumsatz aller Biologika, für welche Biosimilars verfügbar waren, betrug im Jahr 2020 insgesamt CHF 474 Mio. Davon entfielen lediglich CHF 70 Mio. (14.8%) auf die Biosimilars. Das Sparpotenzial wird auch über 10 Jahre nach den ersten Biosimilars bei weitem nicht ausgeschöpft. Deutlich wird dies insbesondere im Vergleich mit anderen Märkten wie Deutschland. Dort lag beispielsweise der Biosimilar-Anteil von Infliximab im Jahr 2020 bei stolzen 70.4%, wohingegen in der Schweiz nur gerade einen Anteil von 27.9% realisiert wird.

Das Hauptproblem in der Schweiz ist die Vertriebsmarge. Die heutige behördlich vorgegebene Margenverordnung bietet Apothekern, Ärzteschaft und Spitälern wenig Anreize, das günstigere Medikament abzugeben. Sie verdienen mehr mit der Abgabe des teureren Originalprodukts als an der Abgabe eines Generikums oder Biosimilars. Es muss daher ein System geschaffen werden, dass solche Fehlanreize eliminiert. Durch den konsequenten Ersatz von Biologika durch Biosimilars hätten in der Zeit zwischen 2015 und 2020 rund CHF 275 Mio. eingespart werden können. Allein beim Wirkstoff Infliximab ist ein Einsparpotential von fast CHF 150 Mio. vergeben worden.

Um hier endlich einen Schritt voranzukommen muss der entscheidende Fehlanreiz bei der Medikamentenabgabe beseitigt werden. Die zwei notwendigen Reformen hierfür sind die Einführung preisunabhängiger Margen (Fixmargen) sowie die Gleichstellung der Biosimilars mit den Generika. So würden wichtige Anreize eine vermehrte Verschreibung setzen und den Missstand endlich beheben. Eine Lösung, die auf Verordnungsebene rasch und effizient umsetzbar ist.

Mathias Früh
Leiter Gesundheitspolitik & Public Affairs
Helsana-Gruppe